Heimatkunde in Verl und anderswo
Es gibt viel zu entdecken, fangen wir an!
 

"Mundart ist eine Sprache, die die Ärmel aufkrempelt,

in die Hände spuckt und zupackt."

Carl Sandburg, zitiert nach Bernhard Bünker


Sprüche im Verler Platt:

Das Verler Platt ist Teil des ostwestfälischen Dialektraumes. Die Mundart grenzt im Südwesten an das Rietbergische, im Norden an das Ravensbergische, im Osten an das Lippische und im Südosten an das Paderbörnsche. Der Sprachwechsel vom Plattdeutschen zum Hochdeutschen setzte im Ort Verl in den 1930er Jahren ein, in den umliegenden Bauerschaften nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Mundart wurde immer weniger gesprochen und von immer weniger Menschen beherrscht (nach: R. Peters, V. Djatlowa: Wörterbuch des Verler Platt. Bielefeld 2003).

 

Heute stellen wir fest, das das Plattdeutsche eine eigene Ausdrucksqualität hat. Mit ihm lassen sich Dinge besonders kraftvoll und pointiert darstellen. Um die Kenntnis des Verler Platts wachzuhalten, entstanden ab Dezember 2020 Spruchbilder im Verler Platt, die ich auf Facebook gepostet habe. 7 Motive wurden inzwischen auf Postkarten gedruckt ("Verler Platt to go") und lagen zur freien Mitnahme in einigen Geschäften aus.

Die bisherigen Sprüche finden Sie hier:


Kumm rin, sett di da, un laup nich butz wiär wech. Ick hä Täit, lustere tau, ganz unner us bäiden.

(Komm rein, setz dich, und lauf nicht sofort wieder weg. Ich habe Zeit, hör die zu, ganz unter uns beiden).

'n gaouen Naower is biäter os 'n wäien Frünt.

(Ein guter Nachbar ist besser als ein weit entfernter Freund).

De läiwe Gott wäit olles.

De Naower wäit olles biäter.

(Der liebe Gott weiß alles. Der Nachbar weiß alles besser).


Haudöütsch kann jeder Döskopp köiern.

Aver Plattdöütsch is fo de Kleugsten.

(Hochdeutsch kann jeder Döskopf reden. Aber Plattdeutsch ist für die Klügsten).

Is de Täit auk na so schwoar,

laott di nich unnerkräigen.

(Ist die Zeit auch noch so schwer, lass dich nicht unterkriegen).

Wenn du 'n Fründ hess, dann söh tau,

dat up 'n Weg dohän ken Gräs wässet.

(wenn du einen Freund hast, sieh zu, dass auf dem Weg dahin kein Gras wächst).


Austerhääsken, häs du mi Ejjer brocht?

(Osterhäschen, hast du mir Eier gebracht?).

Fraoe Austerdage!

(Frohe Ostertage!).

Wat mott, dat mott.

(Was muss, das muss).


Säch nich olles, watt du wäiss.

Aber wäit immer, wat du sechst.

(Sag nicht alles, was du weißt. Aber wisse immer, was du sagst).

Mit 't Rädken up't Pättken.

(Mit dem Rädchen auf das Pfädchen).

Olt wärn kann wohl manch äiner.

Over jung bläiven, da kümmt et drup an.

(Alt werden kann wohl manch einer. Aber jung bleiben, da kommt es drauf an).


Gäit nich gifft nich.

(Geht nicht gibt es nicht).

Dat Glücke, wat du sochst,

is nich immer dat Glücke, wat du fins.

(Das Glück, das du suchst, ist nicht immer das Glück, das du findest).

Praust!

Laot et di gaout gaon.

(Prost! Lass es dir gut gehen).


Wenn de richtige Jossef kümmt,

dann sech Maria jao.

(Wenn der richtige Josef kommt, dann sagt Maria ja).

De Jossef is so'n richtich kuranten, wackeren Kärl.Ick wör ja'n bieten dösig, wenn ick enne nich niemen däi.

Haul di wacker!

(Halte dich tüchtig! Sinngemäß: Bleib munter!).


Wie de Löüe, so de Röüe.

(Wie die Leute, so die Hunde).

Ordnung mot säien,
wenn auk in ousen House nich.

(Ordnung muss sein, wenn auch in unserem Hause nicht).

Met Knabbel, Miälke un Rom'mbraut

bin ik wuorden so toah un graut.

(Mit Knabbel, Milch und Roggenbrot bin ich so zäh und groß geworden).


Se häff de Bücksen an.

(Sie hat die Hosen an).

Nich so viel köüern, määr möüern!

(Nicht so viel reden, mehr mauern!).

Bieten sitten is no lange kenne Foulhäit.

(Ein bisschen Sitzen ist noch lange keine Faulheit).


Wat du nich im Koppe hest, dat most du in 'ne Bäine hebben. (Was du nicht im Kopf hast, das musst du in den Beinen haben).

Wat 'm gern döit, wät enne nich toviel.

(Was man gerne tut, das wird einem nicht zuviel).

Gedüllige Schope goht viele in äin'n Stall.

(Viele geduldige Schafe gehen in einen Stall).


Ouse Lisbeth, feif Joar verhäiratet - nix.

Ouse Anni, äinmal Schützkenfest - dää!

(Unsere Elisabeth, fünf Jahre verheiratet - nichts.

Unsere Anni, einmal Schützenfest - da!)

Hinnak, du häs ouse Lisbeth schwängert. Wi wöar't met Betahlen? Awatt betahlen - häf ik ümmesüss maket!

(Heinrich, du hast unsere Elisabeth geschwängert. Wie ist es mit Bezahlen? Ach was, Bezahlen - das habe ich umsonst gemacht.)

Spass mott säien -  süss gäit kenner mäie met 'n Läike.

(Spaß muss sein - sonst geht keiner mit bei der Beerdigung)


Sammelt ji auk Punkte? Hät ji auk Kommas?

(Sammeln Sie auch Punkte? Haben Sie auch Kommas?).


Möö ji auk immer vo 'n Ieten bän?
Näi, mene Mudder kann kuoken.
(Müsst ihr auch immer vor dem Essen betten, Nein, meine Mutter kann kochen).


Bawesch bis an 'n Hals.

(Barfuß bis an den Hals).

Von nicks kümmt nicks.

(Von nichts kommt nichts).

De beste Medizäin sind Löüe, de ennen gaout dauen.

(Die beste Medizin sind Leute, die einem gut tun).


Et wät niäns so häit giat 'n, wi 't kuaket wät.

(Es wird nichts so heiß gegessen, wie es gekocht wird).

Ault Braut is nich hatt. Keen Braut, dat is hatt.

(Altes Brot ist nicht hart. Kein Brot, das ist hart).

Bäin Geldböil hört de Fründschup up.

(Beim Geldbeutel hört die Freundschaft auf).


Weker nich up 'n Balken gäiht, de fällt auk nich runner.

(Wer nicht auf den Balken geht, der fällt auch nicht herunter).


Laot et di gaout gaon düse Wieken.
(Lass es dir gut gehen diese Woche).


Ouse Oppa häv immer secht:
"Besoupen chäit wech, beschöiert bliv."
(Unser Opa hat immer gesagt: " Besoffen geht weg, bescheuert bleibt").

Up väierlei Oart kann man en Wäihnachtsbaum upstellen:schäiwe / 'n bieten schäiwe / Kopp schäiwe houlen, dann gäit dat. / Dat mott so.
(Auf vier verschiedene Arten kann man einen Weihnachtsbaum aufstellen: schief / ein bißchen schief / Kopf schief halten, dann geht das / das muss so sein.).

2020: Afhaken.
2021: Kann bloos biäter wern. Mott.
Kann nich anners säin. For dat nieje Joar alles Gaoute!
(2020: Abhaken. 2021: Kann bloß besser werden. Muss. Kann nicht anders sein. Für das neue Jahr alles Gute!).


Soite un souer:
Hiemelten, Brummelten, Äwerten, Bickbäarn, Stickbärnen (Himbeeren, Brombeeren, Erdbeeren, Blaubeeren, Stachelbeeren)

Botter - Schwattbraut - Gräisbraut - Wittbraut - Botterbraut (Butter, Schwarzbrot, Graubrot, Weissbrot, Butterbrot)

Bötterken met Mettwuost - Schinkenbötters - Schluck - Brettken -  Botterbraut met Liäwerwuost - Säipel. (Bütterchen mit Mettwurst, Schinkenbrote, Schnaps, Brettchen, Butterbrot mit Leberwurst, Zwiebel).



de Plätzkes - dat Plätzken - de Wuostemülen (die Plätzchen, das Plätzchen, die Wurstmühle/Fleischwolf).



Wo kümmst du wech? Ik bin ut Viäl. Ik bin in Kaunits tohous! Et gäit nicks üöwer mäin Buonholte! Mäine Äisternbouer is dat allerbeste. Inne Suernhäie kaans't wull outhaulen. Ik draime vonne Sienebouer. Wakere Honner sind out Lemke.

(Wo kommst du her? Ich bin aus Verl. Ich bin in Kaunitz zuhause. Es geht nichts über mein Bornholte. Mein Österwiehe ist das allerbeste. In der Sürenheide kanst du es wohl aushalten. Tüchtige Hühner sind aus Liemke).


De Viälschen froistücket uppe Straote!

(Die Verler frühstücken auf der Straße).

Maoltäit!

(Mahlzeit).