Heimatkunde in Verl und anderswo
Es gibt viel zu entdecken, fangen wir an!
 

Verl in historischen Bildern Teil 1

früher und heute


Spannend: So sah das also früher hier aus!

Die Gegenüberstellung früherer und aktueller Ansichten von Verl zeigt in verblüffender Weise, dass unser bauliches Umfeld einem ständigen Wandel unterworfen ist. Neue Bilderpaare veröffentliche ich aktuell zunächst bei Facebook. Die Reaktionen im Sozialen Netzwerk zeigen mir, dass viele Menschen an alten Bauwerken hängen. Sie machen einen Ort unverwechselbar und heimelig und geben uns einen Bezug zur Geschichte unseres Wohnortes.





Um 1970 entstand das Foto der Paderborner Straße in Verl. Das Geschäft „Radio Pollmeier“ ganz rechts betrieb noch eine Tankstelle (sie wurde ca. 1985 abgebrochen). Daran schließen sich die Häuser Hesse, Hagemann, Breuer, Zahnarzt Junkerfeuerborn, Schiermeier und Meiertokrax an. Auf der linken Seite ist das rote Ziegeldach der alten Post zu sehen.




Hauptkreuzung in Verl um 1960 und heute:
Im Jahr 1960 war die zentrale Kreuzung in Verl noch eine T-Kreuzung.
Links sehen wir die Autowerkstatt Eikelmann, daneben den kleinen Lebensmittelladen Brummel, das Ladenlokal von Friseur Pollmeier und das Cafe Sielhorst. Daran schloss sich die Gastwirtschaft Clasbrummel an. Der Verkehr in Richtung Gütersloh führte nach rechts und anschließend weiter nach links in die heutige Wilhelmstraße. (Die Wilhelmstraße war seinerzeit die  Fortführung der Gütersloher Straße).
Um den Ortskern von dem Verkehr zu entlasten, plante man die durchgehende Straßenführung. Nach langen Vorarbeiten rollte der Verkehr ab 1966 geradeaus von der Paderborner Straße in die Gütersloher Straße.




Im Jahr 1905 stehen Heinrich und Maria Eickenbusch vor ihrem neuerrichteten Haus mit der "Bäckerei und Kolonialwarenhandlung Heinrich Eickenbusch". Zuvor hatte die Familie eine Bäckerei neben der St. Anna-Kirche betrieben. Der Neubau und die geschäftliche Expansion der Familie fielen in eine Zeit, in der das für seine Armut bekannte Amt Verl einen wirtschaftlichen Aufschwung erlebte.




Das ehemalige Gebäude der Kreissparkasse wurde 1958 errichtet und entsprach in seiner Formensprache der Nachkriegsmoderne. Achitekt war Franz Allerkamp. Ein erster Umbau erfolgte 1978, damals wurde das Haus mit schwarzem Schiefer verkleidet. Vor einem weiteren Umbau im Jahr 1995 wurde darüber nachgedacht, ob der Bau als ortskernprägendes Denkmal erhalten werden sollte. Viele Bürger sahen den Bau kritisch: „Da muss ein vernünftiges Spitzdach drauf“ oder „Man kann sich etwas Schöneres vorstellen, als diesen schwarzen Kasten mitten im Dorf“. In Folge gestaltete der Verler Architekt Peter Brenneke die Front um und setzte ein Satteldach auf das Gebäude; seit dieser Zeit dient das Gebäude an der Hauptkreuzung auch als Standesamt. Im Dezember 2022 erhielt das Gebäude ein Fassadenkunstwerk mit Spiegelelementen.



Die Abbildung einer Ansichtskarte zeigt das Amtshaus im Jahre 1902. Errichtet wurde es 1885 durch den Amtmann Werner Rohden. Im Jahr 1888 übernahm sein Sohn Adolf Rohden die Amtsgeschäfte und nutzte die Räumlichkeiten. Hier befanden sich ein Büroraum und ein Aktenzimmer für den Dienstgebrauch, ansonsten war hier die Wohnung des Amtmannes. Die Veranda auf der Südseite und das Gartentörchen unterstützen den Eindruck eines Wohnhauses.
Als die Einwohnerzahl des Amtes auf etwa 10 000 angewachsen war, mussten die Amtsräume erweitert werden. Die Amtsvertretung kaufte daher im Jahr 1911 das Gebäude, das sich in Rohdens Privatbesitz befand. Im Folgejahr wurde erstmals angebaut, und zwar setzte man in östlicher Richtung einen Giebelbau an.
(Ansichtskarte aus der Sammlung von H.-J. Pähler)




„Verl 88“ lautete die alte Hausnummer des früheren Hotels und der Gaststätte Clasbrummel, heute Hauptstraße 5.
Gebaut wurde es vom Geschäftsmann Johann Blankemeyer, der mit seiner Familie eine Fleisch- und Wurstwarenproduktion betrieb. Nach einem Brand errichtete er 1885 den rechten (nördlichen) Gebäudeteil. Einige Jahre später, im Jahr 1898, baute man den linken (südlichen) Gebäudetrakt an.
1919 übernahm die Familie Arnold und Maria Clasbrummel das Hotel und die Gastwirtschaft. Sie richteten einen Saal für Feiern ein und das Haus Clasbrummel entwickelte sich zu einem Zentrum des gesellschaftlichen Lebens.

Als in den 1970er Jahren das Kneipensterben einsetzte, schloss auch die Wirtschaft Clasbrummel.
1983 wurde in den ehemaligen Kneipenräumen das Modegeschäft „Aktuell Center“ eröffnet, später hatten auch andere Geschäfte ihren Sitz in diesen Räumen.
Aktuell wird das Gebäude saniert und umgestaltet in ein Wohnhaus. Die dekorative Fassade soll dabei erhalten und nach historischem Vorbild wiederhergestellt werden.




 Anfang der 1930er Jahre hielt der der Männerchor „Liedertafel“ Proben bei Clasbrummel ab. Unter ihrem 2. Dirigenten Anton König stimmten die Männer an der Eingangstür ein Lied an. Im Hintergrund (als dritte von links) ist Gertrud Clasbrummel, eine Tochter des Wirts zu sehen. Ihr Vater Arnold Jacobfeuerborn, genannt Clasbrummel, hatte das Gasthaus im Jahr 1919 von der Familie Blankemeyer übernommen. In der Wirtschaft mit angegliedertem Saal und Hotelzimmern wurden viele Feiern und Versammlungen abgehalten. Der Gastbetrieb war lange Zeit „das erste Haus am Platze“.
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Viele Jahrzehnte prägte das dunkelrote Ziegelhaus der Fabrikantenfamilie Blankemeyer die Hauptstraße. Von 1890 bis 1905 befand sich hier das Verler Postamt. In den 1990er Jahren nutzte der Verein „Eltern für Kinder“ die Räumlichkeiten. Seit 1999 steht hier der großräumige Neubau.




Das Geschäftshaus Weber entstand in den 1970er Jahren, und vertrat eine moderne, städtische Architektur. Im Geschäft Weber gab es Haustextilien. Später befand sich in dem Haus eine Schlecker-Filiale, heute kann man hier Sportkleidung kaufen.
Das Bauwerk wurde nach einigen Jahren mit einem Satteldach baulich an den alten Ortskern angepasst.




Ungefähr im Jahr 1955 verbringen die 6 – 14 jährigen Volksschüler ihre Pause auf dem Schulhof. Einige ältere Schüler haben bereits  über das Podest den Weg in das Gebäude angetreten.
Der Neubau des Schulgebäudes fand in den Aufbaujahren nach Ende des zweiten Weltkrieges statt. Der Vorgängerbau war in den letzten Kriegstagen abgebrannt und in der Zwischenzeit mussten provisorische Räume für den Unterricht herhalten. Nachdem im Mai 1947 mit den Ausschachtungsarbeiten begonnen wurde, konnte der Neubau 1949/50 bezogen werden. Die damalige Dorfschule wurde seitdem mehrfach erweitert, insbesondere der Seitenflügel ist nun deutlich breiter. Heute befindet sich hier die Grundschule Marienschule.




Besitzung Kleinerüschkamp 1970 und Schulzentrum 2022 (ehemals Kühlmannweg 28 / Verl 31).
Wir sehen das Hofgebäude Kleinerüschkamp im Jahr 1970 kurz vor seinem Abriss.
Die Gemeinde Verl hatte vom Bauern Kleinerüschkamp bereits das Bauland für die Realschule erworben. Einige Jahre später wurde die Hauptschule geplant und man kaufte dafür das Hofgebäude der Familie Kleinerüschkamp auf. Es lag gegenüber der heutigen Marienkapellen nah beim Eingang zum Gymnasium (Die aktuelle Fotoperspektive stimmt insofern nicht ganz, der richtige Standort für das Foto wäre beim Haupteingang zur Gesamtschulegewesen).
Der ehemalige Hof Kleinerüschkamp hatte alte Wurzeln; er ging zurück auf den Halbmeierhof „Cordth tho ferll“, der bereits 1554 beurkundet wurde.



Blick auf die St. Anna-Kirche 1941 und 2022
Schneebedeckte Dächer und ein weiter Blick auf die St. Anna -Kirche: Winterliche Stimmung verbreitet dieses Foto, das Aloys Schröder 1941 aufgenommen hat. Wo hat der Fotograf seinerzeit gestanden? Die Lage des Turms und die Silhouette der Häuser verrät, dass das Bild von einem Standort westlich der Kirche aufgenommen wurde. Bei den Häusern erkennen wir ganz links die Apotheke Maus (heute Modegeschäft Frau Beckhoff), weiter rechts, neben dem Mast, die Bäckerei und Konditorei Eilers (heute Bäckerei Kammertöns-Bauer).
Dieser Blickwinkel lässt sich so heute nicht mehr einnehmen, denn auf dem Areal befindet sich das Schulzentrum. Der Fotograf stand damals im Bereich der Mensa.
Bald wird auch das aktuelle Foto Geschichte sein, denn in Kürze werden Teile der  Schulgebäude abgerissen, um für den Neubau der Gesamtschule Platz zu machen. (altes Foto aus der Sammlung von M. Schröder).




Bekannte und beliebte Station für Radfahrer und Eisschlecker ist der Denkmalplatz im alten Verler Ortskern.
Die meisten Besucher wissen nicht, dass sie sich auf einem ehemaligen Friedhof befinden. Von 1770 bis 1883 wurden hier Tote bestattet. Nach dem ersten Weltkrieg errichtete der Kriegerverein ein Ehrenmal für gefallene Männer aus dem Verler Land. Wie die alte Ansichtskarte zeigt, war der Sandstein-Obelisk ursprünglich von einer Mauer umgeben. Die Erinnerungskultur änderte sich und im Jahr 1968 erfolgte eine Umgestaltung des Platzes. Bildhauer Heinz Hollenhorst fertigte aus den Mauersteinen ein Mahnmal für die Gefallenen des Zweiten Weltkriegs (Das Mahnmal befindet sich am nördlichen Rand des Platzes, ganz rechts im Bild). 2002 kamen zwei Sandstein-Stelen hinzu; seit dieser Zeit ist die Bezeichnung „Denkmalplatz“ üblich.
P.S.
Wer noch mehr über die Umgestaltung des Denkmalplatzes erfahren will, findet in den Aufsätzen von Stadtarchivarin Annette Huss weitere Informationen:
https://www.verl.de/.../Verl_in_den_1960er_Jahren_-_1968.pdf




Im Jahr 1955 sieht man dem Verler Ortsbild noch deutlich die bäuerliche Herkunft an. An der Hauptstraße sehen wir rechts die 1930 errichtete Apotheke Maus. Links daneben die kleinen Gebäude der Vikarie und der Küsterei (Hinter der Küsterei befand sich noch ein kleines Schulhaus, das von 1861-1868 genutzt wurde). Daneben stand das Geschäftshaus Stratsteffen, in dem Stoffe und Textilien verkauft wurden.
Bei der Anlage des heutigen Kühlmannweges musste das Geschäftshaus weichen, auch die alte Vikarie und die Küsterei wurden Mitte der 1960er Jahre abgebrochen.




Schwarzes Haus wird grünes Haus
An der Hauptstraße 30 stand viele Jahrzehnte ein schieferverkleidetes Haus, in dem  Kaufmann Wilhelm Raestrup seine Geschäfte betrieb. Ungefähr 1980 entstand der markante Neubau, in dem sich das Modegeschäft Moseler befand. Heute finden wir im „Grünen Haus“ ein Mode- und Dekoangebot.




Ungefähr seit 1600 gibt es an dieser Stelle die Dorfmühle. Das aktuelle Fachwerkgebäude wurde um 1744 errichtet und bis 1964 aktiv als Mühle genutzt.
Auf der Aufnahme aus der Zeit um 1905 steht rechts der damalige Mühlenbesitzer Aloys Wester-Ebbinghaus. Er hatte für ein Sägewerk ein Turbinenhaus errichten lassen , das links im Bild zu sehen ist. Hoch zu Pferde sitzt der Dorfgendarm.
In heutiger Zeit wird die Schaffung eines Gründerzentrums (als Anbau an die denkmalgeschützte Mühle ) erörtert. (Foto aus der Sammlung von Josef Freise)




Heutzutage lädt an der Bürmannstraße 10 das Cafe Klüter zur Einkehr ein. In seinem Ursprung handelt es sich um ein Heuerlingshaus des Hofes Bürmann. Heuerlinge waren landlos, für ihre Arbeitskraft auf einem Hof stellte der Bauer ihnen eine bescheidene Unterkunft und ein Stück Ackerland zur Verfügung.
In dem Heuerlingshaus aus dem Jahr 1742 lebte zuletzt eine alleinstehende Seniorin, bevor es einige Zeit unbewohnt war.
Das Baudenkmal wurde anschließend renoviert und erhielt einen Anbau. Seit 2003 befindet sich in dem historischen Kleinod das Cafe Klüter.



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Teil 2