Heimatkunde in Verl und anderswo
Es gibt viel zu entdecken, fangen wir an!
 

Verl in historischen Bildern Teil 2
früher und heute






Um 1965 traf sich die Dorfjugend vor dem Bahnhof zum Spiel. Eine Litfaßsäule an der Bahnhofstraße prägte über Jahrzehnte das Straßenbild.
Der Bahnhof war 1903 errichtet worden und begünstigte die wirtschaftliche Entwicklung des Verler Landes enorm. Neben dem Warentransport spielte auch die Personenbeförderung eine wichtige Rolle; Arbeitnehmer und Schüler fuhren per Bahn in die Nachbarstädte. Mit der Zunahme von privaten PKWs war auch das Bahnreisen weniger gefragt. 1978 stellte die TWE den Reisezugverkehr ein.




Der heutige Marktplatz war lange Zeit Acker und Bolzplatz!
Das alte Foto zeigt die unbefestigte Marktstraße und die angrenzende Rasenfläche.
In den Nachkriegsjahren war dieser Bereich noch Ackerfläche, auf dem nach der Ernte die Kirmes „Verler Leben“ stattfand.
Einige Jahre später war das Gelände Bolzplatz der Dorfjugend; im Hintergrund der Aufnahme sehen wir einen Kicker auf der Rasenfläche stehen.
Links steht ein Lagerschuppen, in dem Josef Clasbrummel eine Kohlen- und Heizölhandlung betrieb. Die hellen Gebäude im Hintergrund und der hohe Schornstein gehörten zur Holzschuhfabrik und Schälwerk Sinnerbrink. Rechts außen ist das Feuerwehrgerätehaus aus dem Jahr 1960 zu sehen. Der Platz wurde nach und nach weiter bebaut; als 1984 das rote Postgebäude errichtet wurde, gestaltete man den Platz so, wie wir ihn heute kennen.
Heutzutage werden Überlegungen für eine zukunftsfähige Umgestaltung des Marktplatzes angestellt.




Im Jahr 2005 entstand das Foto, das den Parkplatz des damaligen Disco-Marktes zeigt. Im Hintergrund die Jugendstilvilla Tausch/Hentschel mit den angesetzten Wirtschaftsgebäuden. Der Disco-Marktes befand sich seit etwa 1974 an dieser Stelle, Ende 2005 wurde er abgerissen und durch einen großen Komplex mit Ladenlokalen und Arztpraxen ersetzt. Das Foto macht die größere Dimension des Baues deutlich. Da auch ehemalige Parkflächen bebaut wurden, wurde ein Parkdeck auf ersten Etage des Gebäudes angelegt.




Um 1955 entstand die Ansichtskarte des Verler Krankenhauses. Das Gebäude war 1909 auf Initiative von Pfarrer Ferdinand Kühlmann errichtet worden. Im Stil des Historismus errichtet, war sein markanter Turm lange Zeit eine „Landmarke“ im Verler Gebiet. In den Jahren 1968-1971 wurde das Krankenhaus modernisiert und äußerlich dem Zeitgeschmack angepasst. 1988 wurde das Krankenhaus schließlich geschlossen und in der Folgezeit in ein Seniorenheim umgewandelt. Heute findet man hier das Caritas-Haus St. Anna Verl.




Ein gänzlich anderes Bild Verls bot sich dem Besucher im Jahr 1906: Die Bebauung war hauptsächlich auf den alten Ortskern beschränkt, ringsum lagen Ackerflächen. Die Straße aus Richtung Gütersloh führte auf den letzten 500 Metern schnurgerade auf die Gastwirtschaft Kampwirth zu. In der dortigen Nachbarschaft befanden sich weitere Kneipen und Geschäfte, überragt vom Turm der St. Anna-Kirche.
Die alte Ansichtskarte aus dem Jahr 1906 zeigt rechts vom Weg das alte Spritzenhaus, daneben das langgestreckte Gebäude der Hofstelle Baumjohann (heute Standort des Juweliers Brintrup), rechts daneben das Haus Tausch (Jugendstil-Villa am Combi-Markt).
(Ansichtskarte von H. J. Pähler)




„Tante Emma Laden“ in den 1960er Jahren und Immobilienbüro 2022 (Verl 341)
Ein markantes Sheddach bzw. „Sägezahndach“ prägt das Gebäude an der Gütersloher Straße 96. Als das Haus 1929 errichtet wurde, befand es sich außerhalb des Dorfes in einer lockeren Streusiedlung. Klempner Johann Kochtokrax baute die Werkstatträume im Stil damaliger Industriehallen. Durch die nördlich ausgerichteten Dachfenster erhielt man im Inneren einen blendfreien Lichteinfall; daneben errichtete er ein Wohnhaus.
1946 änderte sich die Nutzung: Änne und Johann Setter eröffneten in den Räumen eine Kolonialwaren- und Milchhandlung. Die Abbildung einer alten Ansichtskarte zeigt das Geschäft der Handelskette „VeGe“ in den 1960er Jahren. Bis 1998 führte Familie Setter das Geschäft. Die hinteren Werkstatträume wurden seit den 1990er Jahren durch die türkisch-islamische Gemeinde in Verl genutzt.
Um 2019 wurde das Gebäude umfassend saniert und erhielt wieder die ursprünglich im Sheddach enthaltenen Fenster. Seit 2020 befindet sich an dieser Stelle, nun inmitten einer geschlossenen Siedlung, ein Immobilienbüro. (Aufnahme von einer alten Ansichtskarte)




Das repräsentative Gebäude der „Gepag“ an der Gütersloher Straße war ursprünglich eine Fleischwarenfabrik, die 1925 ihren Betrieb aufnahm.
Errichtet wurde es von der GEPAG (GroßEinkaufs- und Produktions-AktienGesellschaft deutscher Konsumvereine). Entsprechend hieß der Betrieb „Gepag Fleischwarenfabrik für die deutschen Konsumvereine“. Bis 1950 wurden hier Nahrungsmittel hergestellt. Anschließend nutzte man das Gebäude zur Verarbeitung von Saatgut (GEG-Saatgutvetrieb/Florina GmbH). Seit 2001 hat hier der Bertelsmann Finanz-Service ARVATO seinen Sitz.
Die Aufnahme entstand mit Blick vom Westfalenweg aus. Das Gebäude wurde für seine neue Nutzung umgebaut; unter anderem wurde das Schlachthaus (links im Bild) abgerissen.




Im katholisch geprägten Verl gab es in der Nachkriegszeit erstmals zahlreiche evangelische Kinder. An den Schulen sollten die Kinder getrennt nach Konfessionen unterrichtet werden, daher richtete man in 2 Räumen der katholischen Dorfschule (Marienschule) die erste evangelische Volksschule des Dorfes ein. Hier waren es im Jahr 1950 73 Schüler, die von Lehrer Egon Pohl unterrichtet wurden.
Die Schülerzahlen stiegen, daher plante man ab 1957 einen Schulneubau und 1959 konnten die drei Lehrer Max Müller, Conrad Möller und Elisabeth Schulten ihren Unterricht in dem neu errichteten Schulgebäude mit 101 Kindern aufnehmen. Im Jahr 1963 erhielt die Volksschule den Namen „Dietrich-Bonhoeffer-Schule“,1968 wurde sie schließlich in eine evangelische Grundschule umgewandelt.
Angesichts sinkender Schülerzahlen erfolgte1980 die Zusammenlegung mit der St. Georg-Grundschule in der Sürenheide und der Standort „Dietrich-Bonhoeffer-Schule“ wurde aufgelöst.
Seit 2009 befindet sich in den renovierten Räumen ein Standort des Droste-Hauses.




Sürenheide entwickelte sich erst in den Nachkriegsjahren zu einer geschlossenen Siedlung. Die Amtsverwaltung erwarb hier Bauland, das sie preiswert weiter gab. Die Baugrundstücke an der Thaddäusstraße gegenüber der Volksschule kosteten etwa 70 Pfennig pro Quadratmeter. Bedingt durch die Materialknappheit der Nachkriegsjahre  entstanden kleine, eineinhalbgeschossige Spitzdachhäuser. Hier sehen wir von rechts die Häuser Ehlers, Schlangenotto, Buschmann, Nagel, Humann sowie die Tankstelle Willinghöfer. Die Siedlungshäuser der 50er Jahre wurden inzwischen umgebaut oder durch Neubauten ersetzt. Auch die Thaddäusstraße hat sich vom Schotterweg zu einer gut ausgebauten Straße entwickelt.




2014 war neben der St. Georg-Grundschule noch eine Wiese mit einem Resthof zu sehen. Heute befindet sich hier der Elli-Markt, ein Lebensmittel-Nahversorger für Sürenheide. Das Gebäude, das auch Praxisräume enthält, wurde 2015/16 von der Stadt Verl errichtet, um die Grundversorgung des Ortsteils sicherzustellen.
Zuvor befand sich an der Thaddäusstraße 80 eine Hofstelle. Sie hieß ursprünglich Hartkämper, dann Eikelmann, später schließlich Krimphove. (Heinrich Krimphove war sogar viele Jahre Hausmeister in der benachbarten Grundschule). Nachdem das Haus leer stand und 2010 sogar ausbrannte, bot sich die zentrale Fläche für die Weiterentwicklung des Ortsteils an.




Um das Jahr 1900 steht Junglehrer Hermann Wagner (1879 – 1920) vor seiner Schule in der Bauerschaft Verl. Das Schulhaus stand hier seit 1857, als man einen Fachwerkkotten aus Westerwiehe an diese Stelle versetzte. Der Lehrer wohnte in dem Kotten und betrieb auf dem zugehörigen Grundstück Landwirtschaft. Linksseitig baute man eine Schulstube an, in der die 6 – 14 jährigen Kinder aus der Umgebung unterrichtet wurden. Die Schule war eine typische einklassige Volksschule, wie sie auf dem Land verbreitet war.
Nach 1900 stiegen die Schülerzahlen deutlich an. Daher errichtete man schließlich in der Nähe zwei neue Schulen (die Widei-Schule und die Schule auf der Sürenheide).
Das alte Schulgebäude wurde nicht mehr benötigt und daher 1909 versteigert. Heutzutage ist der Anbau mit dem Klassenzimmer verfallen, während das Lehrerwohnhaus weiterhin genutzt wird.




Im März des Jahres 1955 stapft eine Spaziergängerin durch den Schnee bei der neu erbauten Kirche in Sürenheide. In diesem Ortsteil war die Bevölkerungszahl in den Nachkriegsjahren stark angewachsen und der Weg zur St. Anna-Kirche in Verl war weit. Daher errichtete man die Kirche St. Judas Thaddäus, die ab 1954 genutzt wurde. Erst Jahre später – im Jahr 1985 – erhielt der schlicht verputzte Bau einen Kirchturm und eine verklinkerte Fassade.




Junglehrer Hermann Johann-Hanwahr, genannt Friesmeyer (1888-1949) steht vor seiner Schule, der Volksschule Bornholte-Feld.  Die Schule wurde 1909 auf dem sogenannte "Bornholter Feld" errichtet und war lange von Grünland umgeben, bis schließlich in den Nachkriegsjahren die verstärkte Besiedlung einsetzte. Die langjährige Tätigkeit des Lehrers führte dazu, dass die Schule auch Friesmeyer-Schule genannt wurde.


 


Die Jungen in kurzen Hosen, die Mädchen mit Schürzen ausgestattet: So sahen die Schulkinder um 1963 aus. Mit den Lederranzen in der Hand halten sie sich auf dem Pausenhof der Schule in Bornholte-Bahnhof auf.
Bereits seit 1892 gab es hier eine Volksschule. Im Volksmund waren verschiedene Namen üblich: Ostschule (sie war die östlichste Schule der Gemeinde Bornholte), Pieksbrinkschule (nach dem flachen Hügel, über den sich die Bergstraße erstreckt) oder Schule Bornholte-Bahnhof (nachdem 1903 in der Nähe die Bahnhaltestelle errichtet worden war).
1960 entstand ein moderner Neubau. Bei einem weiteren Umbau im Jahr 1987 erhielt das Gebäude die aktuelle Klinkerfassade.
Die Grundschule Bornholte-Bahnhof gehört seit 2011 zum Grundschulverband Kaunitz-Bornholte. (Foto von E. Iglauer)




In den 1960er Jahren spielen Kinder vor der Kaunitzer Volksschule. Das Schulgebäude wurde 1892/93 in Sichtweite der Marienkirche errichtet und viele Jahrzehnte genutzt. Aufgrund der ungünstigen Lage – im Winkel zwischen zwei Hauptverkehrsstraßen – und der mangelnden Größe wurde sie durch den Neubau  an der Fröbelstraße ersetzt (heute Grundschule Kaunitz). Ab 1965 wurde das neue  Gebäude genutzt; 1975 riss man schließlich das alte Schulhaus ab. Heute erinnert nur noch die Straßenbezeichnung „Alter Schulhof“ an die ehemalige Volksschule in Kaunitz.

 



Kaunitz Haus Liemke um 1910 und 2022
Fürst-Wenzel-Platz 4
Das Gasthaus Liemke stammt aus den Anfängen des Kirchdorfes Kaunitz. Bereits im Jahr 1758 ist die Kötterstelle des Bäckers und Wirts Schniederwirth beurkundet. Die Adresse lautete lange Zeit "Oesterwiehe 106", d. h. es war das 106. Haus in der (ehemals politisch selbständigen) Gemeinde Österwiehe. Später übernahm Familie Liemke das Gasthaus.
Die alte Ansichtskarte aus der Zeit um 1910 zeigt die Gastwirtschaft von Josef Liemke und den unbefestigten Platz mit dem Kutschenverkehr vor dem Haus.
Die Gaststätte war auch ein Veranstaltungsort; ab 1960 fand im Hof des Hauses   regelmäßig ein Eier- und Geflügelmarkt statt. Die Märkte hatten so großen Erfolg, dass man den Bau einer Markthalle plante. Das Haus Liemke war somit ein Vorgänger der Ostwestfalenhalle Kaunitz, die 1966 fertig gestellt wurde.
Der Gaststättenbetrieb setzte sich bis in die heutige Zeit fort.
Im Jahr 2022 erwarb die Stadt Verl das Gebäude. (Ansichtskarte von H. J. Pähler)




Das Fachwerkhaus Schnitger stammte aus den Anfängen des Kirchdorfes Kaunitz.
Mit dem Bau der Kirche St. Maria Immaculata entstanden erste Ansiedlungen und bereits 1758 ist die Kötterstelle des Schreiners Ewerd Schnitger beurkundet.
Bis in die 1970er Jahre betrieb Familie Nordbrock hier ein Gasthaus. Als die Straße begradigt wurde, verschwand das urige Gemäuer. Heutzutage befindet sich an dieser Stelle die Bäckerei Schumacher.




Im Jahr 2023 kann die Gemeinde der Kirche St. Maria Immaculata in Kaunitz auf 275 Jahre Kirchenweihe zurückblicken (Weihe am 23. Mai 1748). Aus den Anfangsjahren der Kirche stammt auch das Küsterhaus, dass damals als Fachwerkbau errichtet wurde. Das Foto aus den 1920er Jahren zeigt die schneebedeckte Kirche mit dem benachbarten Küsterhaus. In den 1930er Jahren errichtete man nördlich davon einen Neubau in Ziegelbauweiseund riss das alte Küsterhaus ab. Über mehrere Jahrzehnte versah Familie Bokel von hier aus den Küsterdienst in der Marienkirche.
(Foto aus der Sammlung von M. Symann)

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Teil 3